Erst mal ein paar nüchterne Daten:
Geboren 1951, nach 8 Jahren Volksschule, so nannte man das damals. (Die ging auch nicht länger) entdeckte ich meine Liebe zum Eisen. Es folgten 2 Jahre Berufsfachschule, wie sollte es anders sein in der Fachrichtung Metall.
Ich begann mit einer Schlosserlehre und musste diese nach anderthalb Jahren auf Grund eines schlimmen Verkehrsunfalls abbrechen, der mich bis heute immer noch in meinen Bewegungen etwas einschränkt. Mein Handicap und Schicksal als Chance nahm ich eine neue Ausbildung als Werkstoffprüfer in Physik an und sah dies als Berufung und Herausforderung mich noch tiefer mit Eisen und Stahl zu beschäftigen. Es folgte ein halbes Jahr als Metallograf  (das sind diejenigen, die sich die Metalle von innen anschauen, u. z. unter dem Mikroskop, unter anderem).
Danach folgte das nötige Fachabitur ohne das keine berufliche Perspektive möglich gewesen wäre.
Ich startete nun durch mit dem Studium der Eisenhüttenkunde (das ist Eisen- und Stahlerzeugung, sowie die Weiterverarbeitung).

Seit über 20 Jahre bin ich an der Uni Duisburg im Labor für Umfomtechnik beschäftigt gewesen (Schmieden und Walzen von Stahl).

Seit dem Jahr 2000 bin ich nun mit meiner ganzen Leidenschaft im Labor für Metallurgie tätig. (Da befasst man sich mit der flüssigen Phase der Stahlerzeugung).

Das ist mein beruflicher und ganz privater Werdegang im Umgang mit dem Eisen und Stahl in Verbundenheit mit meinem Lieblingswerkstoff, dem Damaststahl.

Und was ich so alles mit dem Stahl machen kann!
Mit Begeisterung: Schmelzen, gießen, schweißen, schmieden, walzen, strecken, stauchen, tordieren, fügen, härten, vergüten, magnetisieren, bohren, drehen, fräsen, schleifen, prägen, stanzen. Das war mein Herzenswunsch und Grund, mich noch näher mit diesem einzigartigen Werkstoff Damaststahl noch näher und noch intensiver mit der Schmiedearbeit zu beschäftigen. Nun war es auch möglich den Beruf mit meinem Hobby in harmonischen Einklang zu verbinden, seit nunmehr 9 Jahren intensive Verbundenheit mit meinem Lieblingswerkstoff dem Damaststahl.
Und hier spricht der Damastsüchtige: Eines ist sehr, sehr sicher:
Wer einmal der Faszination des Stoffes "Damaszener Stahles" erlegen ist, der kommt ohne ärztliche Hilfe davon nicht mehr los.
Und da ich kein Geld für den Psychiater habe, werde ich wohl dabei bleiben müssen (und verzichte auch auf das geheilt werden).

Da die Formen, die Muster, die Variationen der Gestaltung von diesem Stahl praktisch unbegrenzt sind, gibt es für mich immer wieder neue persönliche Herausforderungen.

Zurück zu meiner Geschichte. Ich hatte mich auch schon seit einigen Jahren vorher für Damast interessiert, mich aber nicht selbst an die Durchführung der Herstellung heran getraut.

Bis wir einen neuen Mitstreiter und Arbeitskollegen im Institut bekamen. Matthias Zwissler. Er schmiedete schon seit längerem Damast, den Schweißverbunddamast. Matthias nahm mich nun ans Händchen: "Pass mal auf, das ist ganz einfach, das geht so und so."  Und schon war ich dabei, voller Stolz mein erstes Damastpaket zu schmieden. Und es hat funktioniert. Klar, nicht perfekt, aber immerhin. Der Grundstein meiner pathologischen Schmiedesucht war unumkehrbar gelegt. Und so versuchte ich nun immer perfekter zu werden. Nichts schien mir zu schwierig und ich wagte mich vorsichtig an komplizierte und komplexere Dinge heran.

Noch heute versuche ich mich immer weiter zu entwickeln. Natürlich sind Rückschläge immer einkalkuliert, wenn ich die angestrebte Latte des Erfolges mal zu hoch gelegt habe, aber solange kein Muss, kein Zwang, kein Erfolgsdruck hinter mir stehen, alles nur für mich ein ernstzunehmendes Hobby bleibt, mit für mich unglaublich persönlichen Unterhaltungswert, ist meine Damaststahlwelt diesbezüglich für mich in Ordnung.

Übrigens ist die Gemeinschaft der Schmiede ein eingeschworenes und sehr friedfertiges Völkchen, denn anfallende Aggressionen werden fortwährend mit dem Hammer am Amboss abgebaut.

Soweit erst mal die Sache aus meiner Sicht.
 

Euer Perry